Georg Friedrich Blaul

„Träume und Schäume vom Rhein“
In Reisebildern aus Rheinbayern und den angrenzenden Ländern
Aus den Papieren eines Müden

Das nachstehende Inhaltsverzeichnis wird jedermann genügend überzeugen, dass das angekündigte Werk nichts alltägliches ist, und ohne daher nötig zu haben, das Publikum mit spekulativen Lobpreisungen zu ermüden, bemerke ich nur, dass ich den Besitz dieses Manuskriptes einem in der literarischen Welt ausgezeichneten Manne verdanke … Der Verfasser, welcher bedeutende Reisen machte, schenkte unserem Rheinbayern mit besonderer Vorliebe seine Aufmerksamkeit … Die Resultate derselben legt er in vorstehendem Werke nieder …
So pries der Buchhändler F. C. Neidhard im Januar 1838 das Buch „Träume und Schäume vom Rhein“ zur Subskription an. Der Verfasser blieb ungenannt, und erst später wurde bekannt, dass es sich um den evangelischen Geistlichen Georg Friedrich Blaul handelte.

Georg Friedrich Blaul, 1809 als Sohn eines Schmieds in Speyer geboren, wurde 1828 Pfarrer in Otterberg und kam später als Dekan nach Germersheim, wo er 1863 starb.

Blauls Buch gilt zu Recht als „das erste wirklich bedeutende Werk über die Pfalz und ihre Bewohner“, und mehr als die Jahrzehnte später entstandenen Pfalzbeschreibungen ist es geprägt vom Geist seiner Zeit, der Spätromantik. Nicht als sachlicher Dokumentarist, sondern als subjektiver Beobachter durchwanderte Blaul seine Heimat und lieferte schließlich einen Reisebericht zwischen Wahrheit und Dichtung. Daraus erhält das Buch seinen besonderen Reiz.

Die Neuausgabe gibt den Text in der Fassung der Erstausgabe in moderner Typografie wieder.

Über französische Leichtigkeit in Zweibrücken
Es war bereits Abend und lebendig im Haus; Geistliche und Weltliche, Bürger, Beamte und Militärs saßen in bunter Reihe um die lange Tafel. Es scheint, und soll wirklich so sein, dass in Zweibrücken alle Stände miteinander im besten Einvernehmen leben, ohne Rang- und Titelstolz. Das hat einen Anstrich von französischer Leichtigkeit des Umgangs und gibt dem geselligen Leben eine freundliche Farbe. Uns Kerndeutschen fehlt das. Wir Titularmenschen fragen erst nach Rang und Stand, ehe wir uns neben einen anderen setzen und ihm eine Prise Tabak anbieten, oder ein Wort mit ihm wechseln.

Über den Zauber der Pfalz
Welch ein Strich Landes ist das aber auch! Das Herz lacht einem beim Anblick desselben. Am Saum der weinreichen Berge und der fruchtbaren Ebene, über lachende Hügel, durch Flecken, Dörfer und Städtchen, denen man den Reichtum der Bewohner ansieht, durch zahlreiche Ruinen von Burgen und Klöstern an eine untergegangene Vorzeit gemahnt und umrauscht von den brausenden Lustwogen der Gegenwart, die ihren idyllischen Zauber über diese glänzenden Gefilde geworfen – so zieht man dahin, gefangengenommen mit allen seinen Sinnen, ordentlich berauscht durch den Zauber dieses blühenden Lebens.

Ein Stück des deutschen Paradieses
Wer das Land mit eigenen Augen gesehen oder es wenigstens der Mühe wert geachtet hat, mir auf den vorhergehenden Blättern zu folgen, wird mich schwerlich der Übertreibung zeihen, wenn ich es ein Stück des deutschen Paradieses nenne. Die Rheinlande sind, ohne Widerrede, Deutschlands Krone, und Rheinbayern ist wahrlich nicht der geringste Edelstein darin. Diese kleine, an Schönheit und Fruchtbarkeit überreiche Provinz von 108 Quadratmeilen ist der Wohnsitz von mehr als einer halben Million Menschen, die jenem reich begabten Stamm angehören, dessen schön geschmückte Wiege das breite Rheintal ist.

Georg Friedrich Blaul
Träume und Schäume vom Rhein
(Pfälzer Klassiker-Bibliothek, Band 2)
480 Seiten, Format 21,5 cm x 12,5 cm
Festeinband, Fadenheftung mit Leseband und Schutzumschlag
ISBN 978-3-934845-39-8
Euro 34,00

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